13. April - Was ist bloss mit ELGA los?

Veranstaltung am 13. April im Wiener Kupferdachl

Thema: Was ist bloss mit ELGA los?

ÖAZ Artikel



126 Jahre alt und kein bisschen leise Der Wiener Apothekerclub


Die frisch gewählten Obmänner Viktor Hafner, Thomas Müller-Uri, Alexander Hartl und Christoph Zeidler starteten am 13. April im traditionell bekannten "Kupferdachl des Restaurant Leopold in der Wiener Innenstadt zu einem geselligen Diskussionsabend im bewährten Stil.

Mitglieder und Gäste des Wiener Apothekerclubs e.V. trafen sich um dem Thema gemäß herauszufinden "Was ist bloß mit ELGA los?".

Der Wiener Apothekerclub wird zum ersten Mal 1885 satzungsmäßig erwähnt und ist ein Verein von standespolitisch interessierten selbstständigen Apothekern, die sich zu gemütlichen Diskussionrunden und Informationsveranstaltungen in traditionellen Cafes und Gasthäusern "zur Wahrung der Interessen des Apothekerstandes und zur Förderung der kollegialen Gesinnung treffen. Besonders werden aktuelle "heiße" Themen angesprochen und mit hohen politischen Vertretern diskutiert.



Zum Thema ELGA, das ELGA-Gesetz und eMedikation gab Viktor Hafner einen informativen und prägnanten Überblick zur aktuellen Lage. Besonders wies er auf den Spagat hin, den es zwischen der optimalen Betreuung durch Einsicht in die gesamte Patientenakte und schließlich dem Datenschutz zu vollziehen gilt.

Insgesamt über 40 Stellungnahmen zum vorgeschlagenen ELGA-Gesetz fanden mehrere Widersprüchlichkeiten darin; so wurde es von manchen involvierten als zu "lückenhaft" bezeichnet. Prinzipiell gilt einmal "opting-out , d.h. jeder Patient nimmt grundsätzlich an ELGA teil, ausser er widerspricht - jedoch gibt es dazu einige Ausnahmen: Nicht nur werden einige wichtige Gesundheitsdienstanbieter von der ELGA von vorne herein ausgeschlossen, sondern es ist auch geplant, gewisse Krankheitsbilder (wie z.B. psychische Erkrankungen) nur mit expliziter Zustimmung des Patienten in dieses System aufzunehmen. Den Patienten soll ferner zusätzlich das Recht eingeräumt werden, jeden einzelnen Datensatz "unsichtbar" zu machen - was natürlich auch Zweifel an der professionellen Nutzung der Daten aufkommen lässt.

Nach Meinung vieler Stakeholder entstünden bei Beibehaltung des momentan geplanten Prozedere hautpsächlich zusätzliche Kosten ohne relevanten gesundheitlichen oder volkswirtschaftlichen Nutzen. Das besagte Modell des "opting-out" wurde im Prinzip schließlich von jeder beteiligten Institution kritisiert.



Der als "ELGA-Experte" vom Wiener Apothekerclub geladene Gastredner Nationalratsabgeordneter Mag. Jacky Maier (SPÖ) ist als Jurist und Vorsitzender der Datenschutzkommission mit dem Thema sehr vertraut. Er wies in seinem Referat besonders darauf hin, dass das Datenschutzrecht der Europäischen Union gerade umgebaut wird und man auf jeden Fall dies erst abwarten müssen, bevor man in Österreich ein so weitgreifendes Gesetz, das die besonders sensitiven Gesundheitsdaten betrifft, entstehen lässt.
Extra aus Tirol angereist erläuterte der Präsident der dortigen Apothekerkammer Mag. pharm. Dr. Martin Hochstöger den schwierigen Start des eMedikations-Pilotprojektes, hofft aber, Mitte Mai mit dem ersten Testbetrieb starten zu können.

Mag.pharm. Ewald Wolfram konnte im oberösterreichischen Pilotprojekt schon erste praktische Erfahrung mit der Software sammeln. Er berichtete von vielen Hürden im täglichen Umgang in der Apothekenpraxis mit der Verwaltung der Daten in dem verwendeten Softwaresystem der renommierten Firma Siemens.



NR Jacky Maier war sehr beeindruckt vom Engagement der am Pilotprojekt beteiligten Apotheker und versprach die Rückmeldungen und Vorschläge "mitzunehmen". Die Idee zusätzlich zur Medikation auch die Diagnose vom Arzt an die Apotheke weiterzuleiten, um dort eine noch optimalere Betreuung der Patienten zu ermöglichen, stieß auf breite Zustimmung. In Ungarn ist dies sogar am Papierrezept schon lange verpflichtend und funktioniert laut unseren benachbarten Kollegen hervorragend.

Die Wiener Apotheker und deren Gäste konnten so interessante Aspekte am Puls der Zeit dieses für uns alle zukunftsbestimmenden Themas erfahren und genossen sichtlich das gesellige und kollegiale Beisammensein.